Was ist diese Kirche? - Und wohin gehört sie?
Evangelisch heißt sie, weil sie in der Verkündigung des Evangeliums ihren Ursprung hat. Diese Botschaft von der Liebe Gottes, die allen Menschen ohne Vorbedingung gilt, ist Inhalt und Maßstab für
das Leben der Kirche und ihrer Mitglieder. Darum ist die Evangelisch-methodistische Kirche auch mit allen anderen protestantischen Kirchen verbunden.
Methodistisch war ursprünglich eine spöttische Bezeichnung für eine Gruppe junger Studenten in Oxford (England) im 18. Jahrhundert. Sie versuchten konsequent und "mit Methode" ihren
christlichen Glauben zu leben. Der junge anglikanische Pfarrer JohnWesley (1703-1791) wurde bald zur führenden Persönlichkeit einer "Erweckungsbewegung".
Kirche sollte die methodistische Bewegung ursprünglich nicht werden. Allerdings hat Wesley von Anfang an die Menschen, die durch methodistische Verkündigung zum Glauben gekommen
waren, in Gruppen und Gemeinschaften gesammelt. Erst Widerstände der großen Kirchen und die Erfordernisse der Mission haben zur Bildung methodistischer Kirchen geführt.
Von England aus kam der Methodismus nach Nordamerika und von dort nach Europa - als Rückwirkung deutscher Auswanderer. So kam er auch nach Thüringen-Sachsen. Der junge Auswanderer Ehrhardt Wunderlich war aus Amerika 1850 nach Rüßdorf bei Waltersdorf (bei
Greiz, Thüringen) zurückgekehrt und hatte von seinen Erfahrungen unter den dortigen Methodisten erzählt. Er hatte sich in Amerika der Methodistenkirche angeschlossen, weil er in ihr lebendiges Christentum gefunden hatte. Voll Freude berichtete er in den Briefen, die er nach Hause schrieb, von der Wandlung, die mit ihm vorgegangen war. Doch es dauerte nicht lange, da konnte er mündlich davon berichten, denn um einige persönliche Angelegenheite zu regeln, kehrte er bereits im Jahre 1850 wieder nach Deutschland, in seine Heimat zurück. Hier berichtete er Freunden und Bekannten von seinen Erfahrungen, die er in Amerika bei den Methodisten gemacht hatte. Es dauerte nicht lange, da hielt man erst im Familienkreis, dann mit einigen interessierten Freunden Gebetsstunden und Ausspracheabende, - ja, Wunderlich begann zu predigen. Seine Tätigkeit wurde bald über seinen Heimatort hinaus
bekannt. Besucher kamen aus umliegenden Orten. Auch er selbst wurde nach anderen Orten eingeladen.
Was die Methodisten wollten: Obwohl die religiösen Versammlungen "nur in Gebet, Singen von geistlichen Liedern und Predigt mit Besprechung über einen Bibelabschnitt oder sonst einen religiösen Gegenstand" bestanden haben, kam man bald mit der Landeskirche in Konflikt. In einer Zeit, wo es nur eine Religion, d.h. eine vorherrschende Kirche gab, war es schwer. Obwohl die Methodisten
betonten, keine staatsgefährdenden Ziele zu verfolgen, sondern ihre Anhänger zu "frommen Leuten, guten Bürgern und treuen Untertanen heranbilden zu wollen, um damit Glauben und Moral des Volkes zu heben", blieben Konflikte mit der Staatskirche nicht aus. Der Lebensweg und Mut einzelner Personen waren in diesen ersten Jahren entscheidend.
Elsterberg
Drei Personen müssen bei der Entstehung der Gemeinde genannt werden: August Schmidt, Ferdinand Tröber und Gottlieb Beck.
August Schmidt - auch bekannt als der "Bibel-August" - hatte eine schwere Kindheit und Jugendzeit. Er suchte nach Gemeinschaft mit Christen, nach einem liebenden Gott und Frieden für sein Herz. Bald besuchte er nun öfters die methodistischen Versammlungen in
Langenwetzendorf, und eines Tages traf ihn die Botschaft ins Herz und er bekehrte sich zu Christus. Er bekannte: "Nun fing ein neues Leben an, das Alte war vergangen, es war alles neu geworden." Um den Kontakt zu August Schmidt nicht abbrechen zu lassen, vielleicht
auch mit dem Gedanken, Möglichkeiten einer methodistischen Arbeit in Elsterberg zu erkunden, kam Prediger Gottlieb Zipfel aus Langenwetzendorf einige Male in diese Stadt und
besuchte die Familie August Schmidt. "Gerettetsein schafft Rettersinn" - danach handelten die Methodisten der entstehenden
Gemeinden. Ihnen war es ein Bedürfnis, anderen Menschen von ihrer Erfahrung mit Jesus Christus zu berichten und sie zum lebendigen Glauben zu führen. Es war ihnen ein Herzensanliegen, das Werk immer weiter auszubreiten. Aus diesem Kreis war auch ein Traktat in die Hände des Ehepaares Tröber gekommen, das dadurch angesprochen und neugierig wurde. Sie besuchten deshalb diese kleine Versammlung. Das schlichte Zeugnis des einfachen Schuhmachers beeindruckte J. F. Tröber so, dass er "sofort von dieser Wahrheit ergriffen wurde". Von nun an gingen Sie regelmäßig in die Versammlungen C. Becks. Ein Traktat mit dem Titel "Das Herz des Menschen" führte Tröber zur Buße und in innere Unruhe. Bald darauf erlebte er während einer Bibelstunde, die er selbst hielt, seine Bekehrung, die er als eine grundlegende Sinnesänderung erfuhr. Er
nahm die Versammlungen in sein Haus auf, richtete einen Saal ein, ließ einen Altar bauen und kaufte ein kleines Harmonium, um Heilslieder einüben zu können.
Die Gottesdienste wurden in Elsterberg sehr gut besucht, 70 bis 80 Personen fanden sich ein. (so im Bericht des Predigers 1870). Von 1869 an gab es regelmäßige Versammlungen und Gottesdienste. "Die Versammlungen wuchsen so stark, dass mein Haus nicht mehr
ausreichen wollte, Gerichtspersonal, Geistlichkeit, Lehrer, Reiche und Arme, alles war vertreten und das machte mir große Freude", berichtete Tröber. Warum dieses schnelle Wachstum? Die Veränderungen im Leben des Weberfaktors Tröber waren von seiner Umwelt nicht unbeobachtet geblieben. Er hatte Wirtshaus und Kartenspiel aufgegeben und hielt nun Bibelstunden. Sonntags blieb sein Geschäft grundsätzlich geschlossen. Auffällig war auch
gerade dies letztere, denn die Elsterberger Geschäftsleute waren so geschäftsfreudig, dass sie einige Jahre später durch die Ev-Luth. Landeskirche nur mittels Polizeigewalt gezwungen werden konnten, die Geschäfte wenigstens am Sonntag während des Vormittagsgottesdienstes zu schließen. Ein Verbot der methodistischen Versammlungen wurde von Landeskirchlicher Seite gefordert. Tröber kämpfte gegen dieses Verbot. Viele
Vorladungen, Verhandlungen und Strafandrohungen kennzeichneten in den folgenden Monaten die Auseinandersetzungen um das Versammlungsrecht. Ja, sogar eine Eingabe an das Königliche Kultusministerium wurde gemacht. Das Dissidentengesetz von 1870
gestattete dann Versammlungen, brachten aber den Austritt aus der Landeskirche mit sich, der eigentlich nicht beabsichtigt war.
J. F. Tröber und seine Frau waren die ersten methodistischen Dissidenten in Elsterberg, und auch die ersten im Königreich Sachsen überhaupt. Tröber fühlte sich mit der methodistischen
Erweckungsbewegung verbunden, der er wesentliche Impulse für seinen persönlichen Glauben verdankte.
In Elsterberg und Umgebung breitete sich das Werk still aus. Auch wenn der öffentlichen Arbeit Einschränkungen oblagen, die Erweckung erfasste immer mehr Menschen, immer
weitere Ortschaften. Von allen Seiten kamen Einladungen, so war eine Hilfskraft notwendig. Deshalb wurde "einstimmig von der Vierteljahreskonferenz beschlossen, den Vorstand der
Missionsanstalt in Frankfurt a./M. zu ersuchen, den Bruder Schmidt nach Elsterberg zu senden." So kam es, dass noch Ende März 1871 con der Prediger-Konferenz Ferdinand Schmidt nach dem vogtländischen Teil des Zwickauer Bezirkes gesandt wurde und in
Elsterberg seinen Wohnsitz nahm. Zuerst gehörte Elsterberg als Tochtergemeinde zum Zwickauer Bezirk, danach zu Gößnitz, später zu Plauen, Greiz, Reichenbach.
Die Gemeinde begann eine Sonntagsschularbeit, die sehr viele Kinder aus der Stadt
erreichte.
Ab 1926 gehört Elsterberg zu Netzschkau und bildet mit zwei anderen Gemeinden einen Gemeindebezirk.
Da der Raum nicht ausreichte, zog die Gemeinde mehrmals um. Man dachte sogar an Kapellenbau.
Seit 1928 war sie in der Rudolph-Breitscheid-Straße zu Hause. Chor und
Instrumentalkreis verschönerten die Gottesdienste.
Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg wurde als Notzeit bekannt, war aber auch eine Hoch-Zeit für die Kirchen und Gemeinden. Die Zerstörung persönlicher Ideale und bisher gegoltener Maßstäbe, das Ende des großdeutschen Reiches, Zusammenbruch, Flüchtlingselend und
Hungersnot ließen viele Menschen nach neuen Lebensinhalten suchen und nach Gott fragen. So wuchs auch die Elsterberger Gemeinde. Die Glieder luden Menschen auf der Straße ein,
verteilten evangelistische Schriftchen. Eine Evangelisationswoche sprach viele Menschen an.
Gegen Ende des Jahres 2002 beschloss die Gemeindeversammlung einstimmig, den Saal zu verlassen. Die Evangelisch-Lutherische Kirche kam uns in erfreulicher Weise entgegen und stellte uns die Räume im Gemeindezentrum am Markt 19 zu günstigen Bedingungen zur Verfügung. So hat die methodistische Gemeinde seit Frühjahr 2003 ein neues Zuhause.
Die Geschichte der Gemeinde ist hier nicht zu Ende. Sie weiß sich als Geschichte mit dem Herrn Jesus Christus in ihrer Welt und den in ihrer jeweiligen Zeit herrschenden Herausforderungen. Für sie bleibt wichtig: "Jesus Christus, gestern und heute. Und derselbe
auch in Ewigkeit."
Limbach
2002 feierte die Gemeinde Limbach ihr 130jähriges Bestehen.
Im Laufe des Jahres 1871 wurde in Limbach bekannt, dass in Elsterberg religiöse Versammlungen stattfinden und so suchten Christian Albert und Oskar Buchold aus Limbach, den Kontakt zu diesen Gottesdiensten.
Der Redner war Prediger Ferdinand Schmidt, welcher zur damaligen Zeit in Plauen stationiert war. Am Schluss der Versammlung begrüßte er sie, fragte, wo sie herkämen und ob er sie
einmal besuchen könne.
Eines Tages kam er und nahm zugleich Fühlung auf, ob auch in Limbach methodistische Versammlungen abgehalten werden könnten. Es wurde dies möglich gemacht, indem
Christian Albert ein Zimmer zur Verfügung stellte.
Laut der Kirchenchronik von Plauen fand die 1. Versammlung am 4. Dezember 1871 statt. In der darauf folgenden Zeit waren die Gottesdienste sehr gut besucht. Bereits in Sommer 1872
reicht die Stube nicht mehr aus, die Türe mußte geöffnet werden und ein Teil der Zuhörer saß im Treppenhaus.
Die Versammlungen waren auch weiterhin rege besucht. Sie fanden wochentags statt und außer vom damaligen Prediger auch von dem Bruder Ferdinand Tröber aus Elsterberg geleitet. Sonntags gingen die Limbacher Geschwister zum Gottesdienst nach Elsterberg.
Gleich vom Anfang an nahmen auch die Pfaffengrüner Geschwister, Karl Hermann, Friedrich Ferdinand und Ernestine Reiher, sowie Franz und Ferdinand Reiher an den Limbacher Versammlungen teil und scheuten auch sonntags nicht den weiten Weg von Pfaffengrün
nach Elsterberg zur Predigt.
Die ersten Geschwister in Limbach waren die Familien Petzold, Buchhold, Albert Werler, Friedrich Schneider, Wilhelmine Halger, Christiane Hüttner. Die Versammlungsräume waren nacheinander bei den Familien Christian Albert, Horlbeck (jetzt Walther, Pfaffengrüner Kirchsteig), Christian Petzold (jetzt Friedrich Reiher oder Eisel), Familie Flach (jetzt Konsum), August Petzold, Hermann Reiher
(bis 1905) und Hermann Petzold (bis 1919).
Anfang der 80er Jahre wurde die Gemeinde Limbach der Gemeinde Reichenbach angeschlossen und die Geschwister gingen sonntags anstatt nach Elsterberg nach Reichenbach zum Gottesdienst.
Auch die Missionsfeste in Walthersdorf (bei Greiz) wurden schon damals von den Limbachern besucht.
Besonders gedenken möchten wir der Schwester Ernestine Lange, verw. Vogel geb. Jacob. Diese kam im Jahre 1919 mit ihrem Mann Carl Lange in die hiesige Gegend, um in Buchwald ein Haus zu kaufen, doch als sie durch Limbach gingen, fanden sie auch diesen Ort sehr schön und es war ihnen möglich, hier ein Haus zu erwerben.
Es befand sich dort im Hintergebäude ein Stickereisaal, welchen sie sofort als Predigtsaal zur Verfügung stellte und später auch der Gemeinde vermachte.
Ihr zur Ehre sei erwähnt, dass sie immer sehr bemüht war, viel für das Werk Gottes zu tun. Sie hat den Ausspruch ihrer Großmutter: "Klein gesät und dennoch dicht, fehlet in der Ernte nicht", immer beherzigt. Sie folgte ihrem im Jahre 1934 verstorbenen Mann im Jahre 1936 in die Ewigkeit nach.
1926 wurden die Gemeinden Limbach und Netzschkau vom Reichenbacher Bezirk abgetrennt und bildeten einen eigenen Bezirk mit dem Predigtsitz in Netzschkau. Im Laufe der Jahre dienten folgende Prediger bezw. Brüder am Wort: Prediger Ferdinand Schmidt, Fred Näzoldt, Prediger Breiter, Pred. Renner,
Pred. Seitz, Pred. Hempel, Gehilfe Ramptor, Pred. Kessler, Pred. Schäuble, Pred. Voigt, Pred. Barkemeyer, Pred. Bitter, Pred. Hilpert, die Gehilfen Brombacher, Körner, Meyer, Pred. Bräutigam, sowie die Brüder Oskar Buchhold, Wilhelm Fischer (Mylau) und Heinrich Weber.
Jes. 55; 11: "Also soll das Wort, so aus meinem Munde geht, auch sein. Es soll nicht wieder zu mir leer kommen, sondern tun, was mir gefällt, und soll ihm gelingen, wozu ich´s sende." (nach Karl Reiher, 1947) Nachträge aus dem Kirchenbuch:
12. Oktober 1919:
Einweihung des Predigtsaals in Limbach, Hauptstr. 51 d, der 1932 durch die Besitzer Vater Lange und Ernestine Lange, verw. Vogel, der Gemeinde geschenkt wurde.
18. Mai 1947:
Anläßlich des 75-jährigen Gemeindejubiläums in Limbach findet der erst Gesangsgottesdienst in der dortigen Kirche statt. Das erstemal, dass eine Gemeinde des Bezirks in einem Landeskirchlichen Gotteshaus ist.
2003:
Veräußerung des Kirchsaales. Teilnahme an den Gottesdiensten in Netzschkau. Bibelstunden
in der Wohnung von Marianne Reinhardt.
Liste der Prediger / Pastoren:
• Willy Bräutigam 1926-1930
• Arno Rockstroh 1930-1933
• Hans Witzel 1933-1948
• Hans Vogel 1948-1952
• Günter Ringeis 1952-1958
• Manfred Gottschald 1958-1964
• Frieder Ringeis 1964-1972
• Manfred Döbrich 1972-1982
• Eberhard Groschupf 1982-1989
• Dieter Straka 1989-1999
• William Stroud 1999-2001
• Friedhelm Kober 2001-2006
• Sebastian Meisel seit 2006-2011
• Wolfgang Ruhnow 2011-2012
• York Schön 2012-
Netzschkau
Daten zur Geschichte der methodistischen Gemeinde
Netzschkau Vorgelegt anlässlich des Jubiläums "100 Jahre Zionskirche" im Mai 1999
1871
Am 20. November hält der Predigtgehilfe Ferdinand Schmidt von Zwickau kommend einen ersten Gottesdienst im Hause der Familie Baumgarten (jetzt Andreas-Schubert-Strasse.)
1872
Der Predigtgehilfe W. Seitz, Plauen, hält regelmäßige Gottesdienste in Netzschkau. Die kleine Gemeinde zieht in das Haus von Gottfried Ritter (Feldstrasse 5)
1874
Predigtgehilfe Ronner bedient die Gemeinde.
1876
Prediger H. J. Breiter, in Plauen wohnend, berichtet von großen Schwierigkeiten. Er darf in Netzschkau nicht predigen. Erlaubt sind nur "religiöse Vorträge".
1878
Ernst Schmidt ist Prediger des Bezirks Plauen. 1880 In Netzschkau wird ein Gemischter Chor gegründet. Erster Dirigent ist Albert Schlesinger.
1882
Unter Prediger W. Seitz wird die Gemeinde mit einer Erweckungszeit beschenkt. Der Raum reicht nicht mehr aus.
1883
In Netzschkau wird ein Posaunenchor gegründet.
1884
Die Gemeinde baut in der Feldstrasse 6 (jetzt Nr. 9) ein Wohnhaus mit einem geräumigeren Gemeindesaal. (ausreichend für etwa 150 Personen) Es ist im Grundbuch auf den Namen von G. Hempel eingetragen. Mehrfach ist der "Sängervater" Ernst Gebhardt in seiner
Eigenschaft als Vorstehender Ältester" und als Sänger zu Gast.
1885
G. Hempel ist Prediger des Bezirks Plauen.
1889
C. Schaarschmidt ist Prediger in Plauen.
1894
Gründung eines Männerchores in Netzschkau.
1895
Netzschkau wird dem neugebildeten Gemeindebezirk Reichenbach angegliedert. Prediger Ramdohr berichtet von massiver polizeilicher Überwachung. Für jeden einzelnen Gottesdienst muss eine Genehmigung bei der Königlichen Amtshauptmannschaft in Plauen beantragt werden.
1896
Im Juli gibt es Freiheit für methodistische Gottesdienste in Netzschkau. Geheimrat Georgi, Mylau, hatte über den sächsischen Landtag Befreiung von dieser lästigen bürokratischen
Pflicht errungen. "Die Freiheit tut unseren Geschwistern sehr wohl", wird in einer Darstellung der Ereignisse geschrieben.
1897
Die Konferenz versetzt Prediger Friedrich Kessler nach Reichenbach. In Netzschkau findet erstmals die Distriktskonferenz der Prediger statt, zu einem Gesanggottesdienst im "Bayrischen Hof" zählt man 700 Besucher. Die Kinderarbeit der Gemeinde schafft
Spannungen zur Ev.-lutherischen Schlosskirchgemeinde.
1898
Oskar Buchold, von Beruf Handelsmann, reicht im Rathaus der Stadt Netzschkau den Bauplan für die Errichtung der Kirche ein. Die Genehmigung wird unter dem 16. September erteilt. Schon am 31. August wird der Grundstein für den Kapellenbau in der Plauener
Strasse 25 gelegt. In den Grundstein wird ein Blechkasten eingemauert (Inhalt: Bericht über die Gemeinde, ein Gesangbuch, eine "Frohe Botschaft in Liedern", je eine Ausgabe des
"Evangelist", des "KInderfreundes", der "Friedensglocke", sowie der "Netzschkauer Zeitung" vom 1. September 1899, außerdem ein Kalender vom Jahr 1898). Das Konferenz Baukomitee hat noch 1898 große Vorbehalte gegen einen Baubeginn in Netzschkau geäußert. Eine Wohnung für einen künftigen, in Netzschkau stationierten Prediger ist von der Konferenz nicht genehmigt worden, sie wird trotzdem im Dachgeschoss mit angelegt. Der zuständige vorstehende Älteste übersieht es freundlich.
1899
Am 11. Mai 1899 (Himmelfahrt) wird die Kirche eingeweiht. Die Bauausführung lag in den Händen von Baumeister Burkhardt, Netzschkau. Festprediger an diesem Tag sind Distriktsvorsteher G. Hempel (1. Kor. 3,11), die Prediger John Müller (Ironton/Ohio), C. Schaarschmidt (Berlin) und Rohner (Hof). Baukosten ca. 36.000,- Mark. Vom alten Gemeindehaus, Feldstrasse 6, zieht die Gemeinde in einem festlichen Zug zu ihrer neuen Kirche. Zahlreiche Besucher aus Hof, Plauen, Reichenbach, Mylau, Treuen und Greiz sind
schon in den frühen Morgenstunden angereist. Prediger Engelbert Wunderlich kommt mit etwa 70 Gemeindegliedern aus Plauen. Selbst Gäste aus den USA waren dabei: Prediger John Müller und seine Gattin, sowie Frau P. Hainze, Lawrenze/Mass. Man hält an diesem
Festtag drei Gottesdienste: 8.30 Uhr der festliche Einweihungsgottesdienst, 14.30 Uhr Gottesdienst der Gemeinde mit ihrer Sonntagsschule. Am Abend findet ein "herrlicher Gesanggottesdienst" statt. Am 24. Mai ist die Gemeinde Gastgeber des Sängerfestes der Sächsischen Vereinigung.
1901
Prediger in Reichenbach ist J. Schäuble sen.
1904
Arthur Voigt wird als Prediger nach Reichenbach versetzt.
1909
Aufsichtsprediger ist H. Barkemeyer. Emil Zehrer ist Dirigent des Männerchores, Walter Ritter leitet den Gemischten Chor. Er leitet auch die Sonntagsschule.
1913
Prediger Bitter wird nach Reichenbach versetzt.
1921
Prediger in Reichenbach ist Johannes Hilpert. Die Netzschkauer fühlen sich von der Hauptgemeinde in Reichenbach vernachlässigt. Paul Brombacher, Johannes Körner und Wilhelm Meyer sind nacheinander Predigtgehilfen auf dem Bezirk.
1926
Netzschkau wird ein eigenständiger Gemeindebezirk. Am 15. Oktober findet die erste Vierteljahreskonferenz unter Vorsitz von E. H. Zeuner statt. Erster Prediger ist Willy Bräutigam, Dienstbeginn im August, Limbach und Elsterberg (von Greiz kommend) gehören als
Filialgemeinden dazu.
1927
Die Berichte über die Sonntagschularbeit nehmen einen breiten Raum ein, zwischen 70 und 80 Kinder kommen allsonntäglich. Die Lehrer werden zu Hausbesuchen in den Familien der
Kinder aufgefordert. Die Firma Stark & Söhne baut eine Heißluftheizung ein, die aber in ihrer Leistung nicht befriedigt. Kauf des Feurich-Klaviers. Den Vorsitz der Vierteljahreskonferenz ab
September hat der neue Vorsteher K. Albert Wenzel.
1928
Ein 3000 m² großes Wiesengrundstück wird für die Kinder- und Jugendarbeit gepachtet.
1930
Arno Rockstroh wird nach Netzschkau versetzt.
1931
Beginn mit Stubenversammlungen in Kleingera. Der Gemeinde wird von Ernestine Lange das Hintergebäude ihres Hauses in Limbach geschenkt. Die Gemeinde hat damit eine eigene
Kapelle im Ort. Liesbeth Petzold und Helene Hiepe werden Diakonissen. AM 29. Januar ruft die Stadt Netzschkau wegen der tief ins Leben der Menschen eingreifenden Wirtschaftskrise
eine "Nothilfe 1931" ins Leben. Die Gemeinde hält gut besuchte Gesanggottesdienste, deren Erlös dieser Sammlung zugeführt wird.
1932
In Netzschkau gibt es 600 Abonnenten des Evangelisationsblattes "Friedensglocke", die Gemeindeglieder tragen diese Zeitung aus. Die Zionskirche wird renoviert. Der Distriktssuperintendent wird um einen finanziellen Zuschuss gebeten.
1933
Die Vierteljahreskonferenz wird vom neuen (alten) Superintendenten E. H. Zeuner geleitet. Er bringt zum Ausdruck, dass wir als Methodistenkirche "uns nicht viel im politischen Leben im
3. Reich abgeben sollten. Wir haben eine große Aufgabe, das Evangelium in das Volk hineinzutragen."
1934
Hans Witzel gibt am 23. April seinen ersten Bericht und klagt über die von Arno Rockstroh ausgelöste Krise des Gemeindelebens. In den Fabriken wird über die Gemeinde hergezogen. Man durchläuft einen Prozess der Demütigung und strengt sich an, die Öffentlichkeit wieder zu gewinnen.
1934 (bis 1940)
werden im Sommerhalbjahr auf dem "Golden" Freigottesdienste gehalten, die vor allem Kirchenferne erreichen wollen. (mit Platzmusik des Posaunenchores, Chorliedern und einer
Kurzpredigt.) Richard Schmidt wird zur Aufnahme ins Predigerseminar empfohlen.
1935
Zeit des Kirchenkampfes auch in Netzschkau. Es bildet sich eine Gemeinde der Bekennenden Kirche. Um die Methodisten wird von drei und mehr Seiten gekämpft. Die Gemeinde hält es für richtig, sich zu keiner der beiden am Kirchenkampf beteiligten
Gemeinden zu schlagen. "Unsere Sympathien gehören unserem von Gott aufgetragenem Werk." (Protokoll der VJk) Die sich aus dem Meinungsstreit heraushaltende Haltung der Gemeinde wird nicht verstanden. 32. Hauptversammlung der Sächsischen Vereinigung des
Christlichen Sängerbundes.
1936
Da die Kirche "Körperschaft des öffentlichen Rechts" ist, wird sie vom Staat aufgefordert, an den nationalen Gedenktagen die Hakenkreuzfahne zu hissen. (Erlass des Innenministers vom
16. September 1935). Superintendent E. H. Zeuner teilt dies erst unter dem 7. November 1936 allen Gemeinden mit. In der Öffentlichkeit wird das Christentum als ein "jüdisches Produkt" herabgesetzt. Manche Glieder der Gemeinde gehen in den politischen Fragen so
auf, dass sie kaum noch Zeit für die Gemeinde haben. In all den Jahren spielt die Erörterung der Gemeindefinanzen eine große Rolle. Die Weltwirtschaftskrise wirft noch lang ihre Schatten. Unter dem 22. April 1936 wird die Gemeinde in einem Schreiben der Amtshauptmannschaft an die bisher unterlassene Beflaggung erinnert. Sie wird angewiesen, dies abzuändern. Unter dem 12. Juni schreibt der Superintendent, dass auf Anweisung der
Politischen Polizei keine Lichtbildvorträge mehr gehalten werden dürfen. Es ist das Jahr der Verbote! Kinderfeste werden untersagt, ebenso gemeinsame Wanderungen der Gemeindejugend. (Man hält sich aber nicht daran!) Walter Ritter fährt als Laiendelegierter an
die Generalkonferenz nach Columbus/Ohio.
1937
Am 10. März spricht Bischof Dr. Otto Melle im Gottesdienst. Am Karfreitag Aufführung des Oratoriums "Hinauf gen Jerusalem". Nachdem W. Ritter die Leitung der Sonntagsschule niederlegte, wird Johannes Zehrer als neuer Leiter genannt.
1938
In der Vierteljahreskonferenz am 5. März 1938 wird Max Stemmler als neuer Superintendent begrüßt. Im August erinnert sich die Gemeinde der Grundsteinlegung vor vierzig Jahren. Prediger Friedrich Kessler und Pastor Klotz (Columbus/Ohio) sind die Festprediger. Im Gesanggottesdienst am Abend werden circa 450 Besucher gezählt.
1939
Siegfried Trommer wird als Predigtgehilfe empfohlen. Der Gemeindepastor klagt über Wegzüge einzelner und ganzer Familien. Die Evangelisationen lösen leider nur ein geringes
Echo aus. Der Heizkessel wird zwar repariert, eine umfassendere Reparatur aber wird als nötig angesehen.
1940
Der Gemeindeprediger Hans Witzel wird zum Heeresdienst eingezogen. (Rückkehr am 1. Juli 1945). Unter dem 17. Februar verfügt der Landrat in Auerbach ein Heizverbot für Kirchen. Die Gemeinde kommt in zwei nacheinanderliegenden Gottesdiensten im Bibelstundensaal zusammen. Der Heizkessel ist endgültig unbrauchbar. Man ist dankbar, ehe die Mangelwirtschaft um sich greift, noch einen neuen zu bekommen. (Lieferant ist die Firma
Gottlieb Limmer, Elsterberg) Trotz großer Lücken durch Einberufung der Männer konnte Karfreitag das Oratorium "Golgatha" gesungen werden.
1943-1944
Für die erkrankte Gemeindeschwester Diakonisse Clara Gösele kommt 1944 Marie Rossmann als Nachfolgerin. Die Besetzung der Gottesdienste wird durch den Militärdienst des Gemeindepastors immer schwieriger. Die Nachbarpastoren, sowie pensionierte Pastoren helfen wo immer sie können. Auf der Frau des Pastors Frida Witzel ruht eine große Arbeitslast.
1945
Die erste Vierteljahreskonferenz nach Kriegsende wird am 27. Mai unter Vorsitz von Sup. Stemmler gehalten, in Vertretung für den noch nicht aus der Gefangenschaft heimgekehrten Gemeindepastor nimmt Gustav Bolay, Ellefeld, an der Sitzung teil. Er hatte während der Abwesenheit die Aufsicht übertragen bekommen. Am 1. Advent erster Allianzgottesdienst mit der Ev.-Lutherischen Gemeinde. Die Gemeinde trauert um die im Krieg gefallenen Brüder. Es
sind: Erich Tröber, Walter Hartmann, Rudi Reissmann und Richard Schmidt. Dazu die vermissten: Martin Ritter, Rudi Tröber, Werner Zehrer, Werner Tröger, Erich und Walter Rehm, Siegfried Böttiger. Der Gemeinde verfallen 20.089,32 RM "eingefrorenes Kapital". Es war ihr Orgel- und Reparaturfonds.
1946
Durch die gewaltigen Erschütterungen des Zusammenbruchs 1945 wird bei vielen Menschen die Frage nach Gott neu gestellt. Der Gottesdienstbesuch steigt stark an, durchschnittlich 240 Besucher, die Emporen müssen regelmäßig mit benutzt werden. Am 3. Februar findet ein Gesanggottesdienst statt. Die Kollekte wird zu Gunsten der Volkssolidarität erhoben. Erstmals 1946 bis zu Beginn der fünfziger Jahre werden am Himmelfahrtstag auf dem Kuhberg Gottesdienste gehalten. Vom 11. September bis 14. September 1946 feiert die Gemeinde ihr 75jähriges Bestehen. Erstmalig sind die beiden lutherischen Pfarrer Tzschucke und Schwartze in der Kirche und sprechen ein Grußwort. Walter Ritter wird zum Laienführer in der Mitteldeutschen Konferenz gewählt.
1947
Am 22. Februar werden in schwerer Notzeit mit großer Dankbarkeit an jedes Glied der Gemeinde zwei Heringe verteilt, Kinder über 2 Jahre bekommen einen Hering. Es ist eine Spende des Hilfswerks der Kirche in den USA, gemeinsam mit Schweden. Der Gemeinde
werden aber nicht "mehr" Gaben zugeteilt, das Hilfswerk unserer Kirche in den USA gibt Hilfen "grundsätzlich für die Allgemeinheit." In Ruppertsgrün wird begonnen, Gottesdienste und Bibelstunden zu halten. Die Chöre der Gemeinde kommen zu gut besuchten
Gesanggottesdiensten. Es entsteht eine Sonntagsschule, die von Magdalena Fischer und Walther Keller gehalten wird. Der Schulleiter der Volksschule Ruppertsgrün fragt bei dem Kreisschulrat in Plauen an, ob es statthaft sei, dass "durch einfache Angehörige der
Religionsgemeinschaften" solche christliche Unterweisung durchgeführt wird.
1948
Walter Ritter reist als Laiendelegierter der Mitteldeutschen Konferenz zur Generalkonferenz nach Boston. Im September treffen die ersten Teile für die Orgel ein, die 1946 bei der Firma
Jehmlich in Dresden bestellt worden war. Hans Witzel wird nach Leipzig versetzt, sein Nachfolger ist Hans Vogel, der am 26. September seinen ersten Gottesdienst in Netzschkau
hält. Am 28. November (1. Advent) findet die Orgelweihe statt. Kantor Schäuffler, Greiz, spielte an diesem Festtag die neuerbaute Orgel. Die Gemeinde hatte nicht nur Geld gesammelt, war doch 1948 noch einmal das gesparte Geld in der Währungsreform abgewertet worden. Sie sammelte mit großem Eifer auch Blei, Zinn und Zink für die Leitungen und Orgelpfeifen.
1949
Erstmalig beteiligt sich die Ev.-luth. Kirchgemeinde an der Allianzgebetswoche. August/ September wird der Kirchenraum renoviert. Erst Ende September kann die Gemeinde dann
das 50-jährige Jubiläum der Kirche festlich begehen. Neben einem Konzert mit Kantor Schäuffler, Greiz, werden Gottesdienste mit den Pastoren H. Witzel, K. H. Pollmer, O. Collatz und Pfarrer Schwartze gehalten. Die anschließende Evangelisation mit Pastor Otto Collatz,
Reichenbach, bringt einen noch nicht dagewesenen hohen Gottesdienstbesuch.
1950
Werner Seumel wird in der Vierteljahreskonferenz am 11. März zur Anstellung als "Gehilfe" empfohlen. Er wird in einem Jugendgottesdienst am 3. September verabschiedet.
1951
Bischof I. W. E. Sommer predigt am 5. März in der vollbesetzten Kirche. Neuer Superintendent ist J. Thomas, er leitet am 13. JANUAR die erste Vierteljahreskonferenz. Joh. Zehrer berichtet über einen Rückgang der Kinder, welche die Sonntagsschule besuchen. Fritz
Riess übernimmt die Leitung des Jugendkreises. Traurig wird über den Wegzug einzelner und ganzer Familien nach Westdeutschland berichtet, für die Gründe dazu hat man natürlich Verständnis, beginnt doch gerade Anfang der fünfziger Jahre eine verschärfte ideologische Auseinandersetzung mit dem Atheismus der kommunistischen Machthaber. Die Gemeinde verliert dadurch wertvolle Mitarbeiter. Diese Problematik besteht dann bis zum Mauerbau 1961, in abgemilderter Form bis zum Ende der DDR. Die VJK beschließt, dass der Gemeindepastor zu Beerdigungen einen Talar tragen solle.
1952
Günter Ringeis ist neuer Gemeindepastor in Netzschkau. Die Zahl der Kinder in der Sonntagsschule ist kleiner geworden, noch immer sind es aber rund 90 Kinder, die man mit der Arbeit erreicht.
1953
Harry Windisch wird zur Anstellung als Gehilfe empfohlen.
1954 Anfang November predigt Bischof F. Wunderlich, eine gerade laufende Evangelisation mit Samuel Volz wird dafür für einen Abend unterbrochen. Zum Weihnachtsfest werden an bedürftige Gemeindeglieder kleine Geldbeträge verschenkt.
1955
Der Bezirk hat in Schwester Christina Gersema eine neue Gemeindeschwester erhalten. Der Frauendienst wird von Joh. Zehrer geleitet. H. Langefeld leitet die Gemeindejugend.
1956
Der Gemischte Chor feiert sein 75jähriges Bestehen. Der Heizungsschornstein wird zu Beginn des Jahres als unzureichend verworfen, im Oktober wird ein neuer gebaut. Neuer Leiter der Sonntagsschule ist Karl Kroker. Durch den Wegzug von Joh. Zehrer ist ein neuer Dirigent für den Gemischten Chor nötig, dankbar wird über die Übernahme der Leitung durch H. Hagenauer berichtet.
1957
Walter Ritter bittet, nicht mehr für das Amt des Laienvertreters nominiert zu werden. P. Jugel wird neu gewählt. Ermahner (Predigthelfer) sind: W. Ritter, P. Jugel, E. Zehrer, P. Reiher, W.
Reuter, F. Riess, H. Langefeld, K. Fischer, W. Ritter, M. Ludwig, als Chorleiter des Männerchores ist E. Zehrer genannt. Den Frauenkreis leitet Ruth Ringeis.
1958
Neuer Superintendent ist H. Vogel, neuer Gemeindepastor Manfred Gottschald, neue Gemeindeschwester Lisbeth Rosenbaum. Ein Gesuch um Schieferzuteilung für das Kirchendach wird abgelehnt.
1959
Der Gemeinde wird die Druckgenehmigung für Einladungszettel verweigert, für die Evangelisation wird nun persönlich durch Gemeindeglieder, systematisch von Haus zu Haus eingeladen. So wurde die ganze Stadt erreicht. Ein einziges Kind der Gemeinde hat neben der Einsegnung "auch die Jugendweihe über sich ergehen lassen." Der ideologische Druck auf Kinder christlicher Eltern nimmt in den Schulen zu. Er ist neben den ökonomischen Problemen vielfach Grund zur Westflucht. K. Kroker berichtet von 50 Kindern, welche die Sonntagsschule in Netzschkau besuchen. Marga Jugel wird als Leiterin des Frauenkreises genannt.
1960
Zur Frühjahrsevangelisation werden von den Schwestern des Frauendienstes alle Bewohner von Lambzig eingeladen. Die Gemeinde bekommt 70 Zentner Dachschiefer zur Reparatur
des Kirchendachs zugewiesen. Fritz Riess ist nach dem Tod von P. Jugel neues Laienmitglied in der Jährlichen Konferenz.
1961
Die Zionskirche wird umfassend renoviert. Die Entwürfe für die ansprechende stilvolle Gestaltung stammen von Holzbildhauer Helmut Georgi. Die Renovation kostete rund 40.000 MARK der DDR. Die Landeskirchliche Gemeinschaft hat in der Bauzeit ihren Saal unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Viele freiwillige Helfer aus der Gemeinde tragen zum Gelingen bei.
1962
Gemeinsame Evangelisation mit der Ev.-Lutherischen Gemeinde und der Landeskirchlichen Gemeinschaft. Als Vergütung für die Gemeindeschwester müssen 200,- DM an das
Mutterhaus gezahlt werden.
1963
Als Leiter des Gemischten Chores wird E. Zehrer genannt, der damit beide Chöre der Gemeinde unter seiner Stabführung hat. Der Posaunenchor wird von W. Reiher geleitet. Predigthelfer sind: F. Riess, H. Langefeld, K. Fischer, R. Fischer, W. Reuter, M. Ludwig, G.
Rüschpler. H. Langefeld wird zur Laienpredigerprüfung empfohlen.
1964
Frieder Ringeis ist neuer Pastor des Gemeindebezirks, er übernimmt auch die Leitung des Gemischten Chores. Zur Sonntagsschule kommen noch 29 Kinder. (Gründe für den Rückgang: in den Familien der Gemeinde gibt es weniger Kinder, Kinder kirchenfremder
Eltern beugen sich dem politischen Druck und halten ihre Kinder von der Kirche fern.) Marga Jugel, die langjährige Leiterin des Frauendienstes, ist heimgegangen.
1965
Magda Fischer ist Leiterin des Frauendienstes. Emil Reiher ist heimgegangen. Der Leipziger Gemeinde wird ein "Trabant 500" abgekauft und dem Gemeindepastor als Dienstfahrzeug zur
Verfügung gestellt. Der Frauenkreis hat erstmalig mit dem Frauenkreis der Ev.-lutherischen Gemeinde ein gemütliches Beisammensein.
1966
Berthold Tröger ist neuer Superintendent des Leipziger Distriktes. W. Ritter, der über viele Jahre der Gemeinde in verschiedenen Ämtern diente, ist heimgegangen. Ein "Kreis junger Ehepaare" hat sich gebildet. An der Kirche werden neue Eingangstreppen angebracht. H. Langefeld, der über einige Jahre den Jugendkreis leitete, übergibt sein Amt an Hans Schirm. Es werden zwei Bibelstunden in Netzschkau gehalten, - am Nachmittag und am Abend - es
wird von durchschnittlich 65 Teilnehmern berichtet. Am 22. Mai findet das Sängertreffen des Kreises Plauen statt, es kommen etwa 300 Sänger. Am Nachmittag stand die Schlosskirche für den Abschlussgottesdienst zur Verfügung.
1967
Die Pastoren G. Riedel, W. Maneck und J. Gerisch evangelisieren als Team. Der Männerkreis wird von H. Langefeld geleitet. Dieter Schirm übernimmt Predigtdienst und vergrößert den Kreis der Predigthelfer. Walter Keller ist heimgegangen. Im Erdgeschoss befinden sich jetzt
keine Wohnräume mehr, es können Räume für die Arbeitskreise hergerichtet werden.
1968
Hans Schirm berichtet von 28 jungen Leuten, die den Jugendgottesdienst besuchen. An den Zusammenkünften des Frauenkreises nehmen durchschnittlich 28 Frauen teil.
1969
Gottfried Fischer wird für das Predigtamt empfohlen.
1970
Zur außerordentlichen Zentralkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche im damaligen Karl-Marx-Stadt wird für das Gebiet der DDR ein eigener Sprengel gebildet, Armin
Härtel wird als Bischof gewählt. Schwestern des Frauenkreises nehmen sich vor, alle über 80-Jährigen zu ihrem Geburtstag zu besuchen, 20 solcher Besuche werden gemacht.
1971
Das 100jährige Jubiläum der Gemeinde wird gefeiert. Bischof Armin Härtel spricht in einem der Festgottesdienste zur Gemeinde.
1972
Dienstbeginn von Pastor Manfred Döbrich. Dirigent des Gemischten Chores ist Johannes Fischer. Den Frauenkreis leitet Maritta Döbrich.
1974
Die Kirche führt ein neues Gesangbuch ein, das gute Aufnahme findet. Am 16. Juni ist die Gemeinde Gastgeber des Kreisposaunenfestes.
1975
Karl Meier wird als neuer Superintendent in der Bezirkskonferenz begrüßt. Besondere Erwähnung findet in den Berichten die Evangelisation mit Pastor Martin Tschuschke im Februar.
1976
Johannes Fischer wird als Laienmitglied in der Jährlichen Konferenz gewählt.
1977
Michael Döbrich und Joachim Schmiedel werden der Kirche zur Anstellung als Predigtgehilfe empfohlen.
1982
Ab 1. Januar ist die Kirche im Besitz des Gemeindehauses, Plauener Strasse 27. Superintendent Karl Meier bezeichnet dies unter DDR-Bedingungen als Wunder. Die Dienstwohnung befindet sich aber zunächst noch in der Karl-Liebknecht-Str. 11, da im Haus
selbst noch keine freie Wohnung zur Verfügung steht. Die Bezirkskonferenz beschließt: Wenn Eltern Schwierigkeiten und Fragen hinsichtlich des neueingeführten Wehrkundeunterrichts
haben, sollten sie sich direkt an die Kirchenleitung wenden. Michael Döbrich scheidet mit Abschluss seines Studiums als Jugendleiter aus. Brigitte und Alexander Wetzel werden neue Jugendleiter. Edith Kroker wird neue Leiterin des Frauenkreises. Am 7. November Dienstantritt von Pastor Eberhard Groschupf, der auch
erster Bewohner (nach dem Eigentümerwechsel) der vorerst noch kleinen (Dienst)Wohnung in der 1. Etage des Gemeindehauses ist.
1983
Neuer Superintendent ist Friedmar Walther. Karl Kroker übergibt die Kinderarbeit an Matthias Söllner. Es wird begonnen, das Kirchendach neu einzudecken.
1984
Der Dachdeckerfirma Voit wird ausdrücklich gedankt. (Der Inhaber hatte sich vom Rat des Kreises wegen Übernahme der Arbeiten an der Kirche erhebliche Vorhaltungen machen lassen müssen.) Aus der Bundesrepublik hat man reines Zinkblech für die Dachrinnen erhalten.
1985
Ralf Petzold wird neuer Jugendleiter. Eine Gruppe behinderter Jugendlicher aus Obergrochlitz nimmt am Kinderfest teil (27. Mai). Neben einem ökumenischen Gebetsgottesdienst an Exaudi wird auch über einen ökumenischen Kindertag berichtet.
1986
Am Kindergottesdienst nehmen 19 Kinder teil. Der auf dem Bezirk eingesetzte Praktikant Thomas Tschipke wird für das Predigtamt empfohlen. Für Mosambique sammeln die Kinder gut erhaltene Kleidung, sowie neue Bettwäsche und Wolldecken.
1987
Herbert und Hiltrut Langefeld werden verabschiedet, sie waren der Gemeinde wertvolle und treue Mitarbeiter. Kantor Pannek hält in Netzschkau für die Sänger des Gemischten Chores eine Singewoche. Der Praktikant Werner Philipp wird einstimmig für das Studium empfohlen.
1988
Die Ausreiseanträge in die BRD bereiten der Gemeinde Sorge, es fallen dadurch Mitarbeiter und Gottesdienstbesucher aus. Immer wieder wird ermahnt, doch in der DDR zu bleiben und
sich hier für Veränderungen einzusetzen. Seit zwei Jahren ist bei der Stadtverwaltung "ein" neuer Aschkübel beantragt. Er kann nicht zur Verfügung gestellt werden. Predigthelfer sind: Joh. Fischer, Kurt Fischer, Karl Thumstädter, Achim Döbrich. Einstimmig wird Thomas
Heinke, der als Praktikant auf dem Bezirk tätig war, für das Studium empfohlen.
1989
Der Gottesdienst in Netzschkau wird von durchschnittlich 68 Personen besucht. HansWerner Kroker wird neuer Leiter des Kindergottesdienstes in Netzschkau. Am 10. September
Dienstbeginn von Dieter Straka. Bittgottesdienste für unser Land finden im Herbst allwöchentlich in der Reichenbacher Peter und Paul Kirche statt. Die Gemeinde beteiligt sich
daran.
1990
In den ersten Januartagen werden Hilfsgüter mit dem Kleintransporter der Evangelischen Buchhandlung Reichenbach nach Grossau in Siebenbürgen gebracht. Es werden dafür rund
10.000 MARK der DDR gespendet. Der Gemeindepastor leitet zusammen mit Pfarrer Gotth. Lange, Mylau, den "Runden Tisch" des Kreises Reichenbach und leitet als Vorsitzender der
Wahlkommission die ersten demokratischen Wahlen zur letzten Volkskammer der DDR sowie zum l. Kreistag nach der politischen Wende - Ursula Weichold ist neue Leiterin des Frauenkreises.
1991
Die Gemeinde nimmt Darlehen auf und lässt in die Kirche eine durch Gas betriebene Zentralheizung einbauen. Die total nassen Grundmauern an der Straßenseite der Kirche werden aufwendig trockengelegt. Die Bezirkskonferenz tagt unter dem Vorsitz von
Superintendent Roland Röseler. Matthias Söllner wird Predigthelfer.
1992
Zur Zentralkonferenz im Oktober 1992 wird W. Klaiber zum Bischof der wiedervereinigten deutschen Evangelisch-methodistischen Kirche gewählt. Im Gemeindehaus wird eine Ölheizung installiert. Matthias Söllner wird neu als Laienmitglied für die Jährliche Konferenz
gewählt.
1993
Die Gemeindejugend wird im Team geleitet. Matthias Schmidt wird als Vertreter der Jugend in die BK aufgenommen. Aus einer Fördermaßnahme des Bundesinnenministeriums erhält die
Gemeinde eine größere Summe und kann in Ihren Erneuerungsarbeiten weitere Projekte in Angriff nehmen. (Erneuerung der Toiletten, der Küche, etliche neue Fenster). Auch im Gemeindehaus werden Fenster erneuert. Gottfried Fischer bezieht die ehemalige Hausmeisterwohnung und wird bis zur Konferenz 1994 auf dem Bezirk als pastoraler Mitarbeiter tätig sein.
1994
Anlässlich der in der Kirche tagenden Distriktslaienversammlung ist Bischof Walter Klaiber als Referent unter uns. Kirchenkaffee nach dem Gottesdienst wird als die Gemeinschaft
stärkendes Moment empfunden. In der Region Reichenbach wird eine Arbeitslosigkeit um 20% registriert. Achim Döbrich engagiert sich stark in Hilfsaktionen für Gemeinden und
sozialen Einrichtungen in der Ukraine. Die Gemeinde unterstützt diese Arbeit. Neuer Superintendent ist Friedhelm Kober.
1995
In Eigenleistung wird die Kirche renoviert. Dazu gehört neben den Malerarbeiten die Verkleidung der Decke mit Holzpaneelen, Erneuerung der Elektrik und das teilweise
Abschleifen des Parketts. Die Parterrewohnung im Gemeindehaus wird ebenfalls grundlegend saniert. Am 18. Juni wird der Grundstein für das Altenpflegeheim in Netzschkau gelegt.
1996
Seit Jahren finden mit den Ehepaaren Dr. Seidel und Pflug besonders gestaltete Gottesdienste statt. Ihre musikalischen Darbietungen sind von hoher Qualität. Für 2.400,- DM werden Operationshandschuhe gekauft und einer Klinik in der Ukraine zur Verfügung gestellt.
Die Geschwister der Apostolischen Gemeinschaft in Netzschkau nehmen neu an den Allianzgottesdiensten teil.
1997
Zusammen mit den anderen Gemeinden der Stadt sind wir Träger der großen "Pro-Christ" Evangelisation, die aus Nürnberg übertragen wird. Im Gemeindehaus wird das Dach neu eingedeckt. An der Gartenseite der Kirche werden Stellplätze für einige PkW's angelegt. Der "Diakonieverein Reichenbach und Umgebung" - der auch von der Gemeinde mitgetragen wird -, errichtet nach dem Pflegeheim (70 Plätze) noch drei Häuser des betreuten Wohnens. Am 16. März findet der erste Spatenstich zum Baubeginn statt.
1998
Am 21. Juni ist feierliche Schlüsselübergabe zu den beiden zuerst fertiggestellten Häusern des "betreuten Wohnens" im Diakoniezentrum Netzschkau. Am 27. November ist auch das
dritte Haus fertiggestellt. Die Gemeinde nimmt lebhaft Anteil an dem Brandanschlag rechtsradikaler, ausländerfeindlicher Jugendlicher gegen die Gyrosbude der jungen
griechischen Familie Vasiliu in Reichenbach. 2.300,- DM werden gesammelt, um die Wiederbeschaffung des Zerstörten zu erleichtern. Am 30. August erinnert sich die Gemeinde der Grundsteinlegung ihrer Kirche. Festprediger ist G. Maier aus Konstanz, der langjährigen Partnergemeinde. Seit Jahren finden zusammen mit den anderen Gemeinden unserer Stadt gemeinsame Gottesdienste in der Allianzgebetswoche, zum Weltgebetstag der Frauen, zur
Bibelwoche im Herbst, sowie am Busstag der Bittgottesdienst für den Frieden statt. Diese Gemeinsamkeit ist zur frohmachenden Normalität geworden. Wie schon die Jahre zuvor
erfreut die Gemeindejugend auch dieses Jahr wieder im Weihnachtsgottesdienst alle mit einem sorgfältig vorbereiteten und gut gespielten Krippenspiel.
1999
Die Not der Flüchtlinge im jugoslawischen Kosovo, die Bilder ihres Elends bewegen zutiefst. 2.550,- DM werden spontan zu ihrer Hilfe gesammelt. Im Mai feiert die Gemeinde mit großer Freude ein Fest zur 100jährigen Wiederkehr der Einweihung ihrer Kirche.
Die Daten zur Geschichte der Gemeinde wurden von Pastor Dieter Straka zusammengestellt, der bis 1999 Pastor in Netzschkau war. Für einige Jahre ist die Quellen- und Aktenlage unvollkommen. Zitate sind gekennzeichnet und entstammen den Berichten der jeweiligen
Pastoren bzw. den Protokollen der Vierteljährlichen Konferenzen, später der Bezirkskonferenzen. Zur geschichtlichen Entwicklung des Gemeindebezirkes Netzschkau (Kirchenbuch-Aufzeichnungen von Pastor Hans Witzel, 1948) Als sich in unseren Landen in den Staatskirchen der Rationalismus ausgebreitet hatte, die
Pfarrerschaft weithin dem Leben aus Gott entfremdet war und damit die Kirche das Bild einer trostlosen Wüste bot, hungerten die erlösungsbedürftigen Menschen. Die Menschen wenigstens, die noch geistlichen Hunger hatten, denn weiteste Kreise der Bevölkerung hatten sich von Gott entfernt, lebten allenfalls als nominelle Mitglieder der Kirche ihrer Taufe, höchstens in Schöngeistigkeit der Religion, der Klassiker und der Romantik. Für die Frage, wieso eine Gemeinde der Methodistenkirche in einem Ort entstehen konnte,
wird diese Sicht immer notwendig sein. Suchende Menschen fanden also nicht das erweckliche, vergebende und tröstende Wort Gottes in den evangelischen Kirchen. Gott aber benutzte neben anderen Erweckungsbewegungen den Methodismus, die versiegenden
Quellen des Lebens aus Gott wieder zu erschließen und den Menschen zugänglich zu machen. Nicht menschlicher Wille und Machenschaft, sondern Gottes gnädiger Weg ist es gewesen, daß das Wort in einer neuen, freilich bescheidenen Weise, aber in herzerfrischender Kraft zu uns in das Leben kam. Die Entwicklung der Gemeinden auf dem Bezirk ist bis gegen Ende des zweiten Weltkrieges nicht die der Anfangszeit. Den Landeskirchen und den Behörden gegenüber hatte sich die Gemeinde durchgesetzt, das Ziel eines eigenen Gotteshauses (die schmucke Kirche Plauener
Str. 25) war erreicht, es folgte die Zeit der inneren Entwicklung. Stark trat nun das besondere Charisma der Gemeinde zutage: Gesang und Musik. Gesangsgottesdienste und geistliche
Konzerte und Darbietung von Oratorien waren nicht nur Höhepunkte im gemeindlichen Leben, sondern wurden auch von der Bevölkerung gern beachtet und stärkstens besucht. Keine andere gottesdienstliche Veranstaltung außer der weit über den Ort Netzschkau hinaus bekannten Christmette am ersten Weihnachtsfeiertag um 5 ½ Uhr übte eine solche
Anziehungskraft aus. Die Kapelle war stets überfüllt. Auch die Sonntagsschule fand in der Bevölkerung großen Anklang. Eine große Zahl der Netzschkauer Kinder fand in ihr religiöse
Unterweisung und als Erwachsene wussten sie in Notlagen zum Ort des Trostes zu finden. Die Frage, ob es für die Methodisten nicht besser gewesen wäre, als eine erweckliche
Gemeinschaft innerhalb der Landeskirchen zu wirken, ist bis heute nicht leicht zu beantworten....
Die ersten Missionare, die als Deutsch-Amerikaner nach Deutschland kamen, wollten lebendiges Christentum ausbreiten, um so am Bau des Reiches Gottes in der alten Heimat mitzuhelfen. Es ist über eine längere Zeit versucht worden, Gemeinschaften innerhalb der Landeskirchen zu bilden. Aber die politischen Strukturen ließen das oft nicht zu. In Sachsen und Württemberg haben, da die Methodisten aus der Landeskirchen hinausgedrängt wurden,
bald Gemeindegründungen stattgefunden. Gemeindegründungen sind also oft erzwungen worden von den politischen Gegebenheiten.
Vorrangiges Ziel der Methodisten war, lebendiges Christentum zu leben; Ausbreitung des Reiches Gottes durch Buße, Glaube und Heiligung. In Sachsen blieben sie dennoch über
längere Zeit Glieder der Landeskirchen. Erst als 1870 die Möglichkeit einer Kirchenbildung gesetzlich gestattet war, bildeten sie eigene Gemeinden. Damit kamen sie nun in vielfachen
Konflikt mit der vorherrschenden Staatskirche, die für sich das alleinige Recht der Religionsausübung beanspruchte.
So ist der kirchliche und staatliche Verfolgungsdruck für die Methodisten über Jahre - auch über 1870 hinaus - spürbar gewesen. Ein friedliches Miteinander von Landeskirche und Methodismus hat sich wegen des feindseligen Auftretens zahlreicher Pfarrer nicht erfüllt. (Christoph Rädel, 2002) Dennoch muss gesagt werden, dass vom 2. Weltkrieg an die einzelnen protestantischen Kirche durch die Evangelische Allianz sich näher kamen und nun ein entspanntes selbstverständliches Miteinander vorherrscht.